Schwierige Zeiten

Es gibt Tage, die bleiben grau, auch wenn die Sonne den Nebel schon längst durchbrochen hat. Dann fällt mir kein überzeugender Grund ein, warum ich morgens aufstehen soll. Da ist mir der Tag schon zu groß, bevor er überhaupt begonnen hat. Da will ich mich wegbeamen an einen Ort, an dem mich keiner findet.

Und in Wirklichkeit will ich in dieser Phase meines Lebens nur geliebt werden. Wünsche mir, dass mir direkt nach dem Aufwachen eine Stimme liebevoll ins Ohr flüstert: „Wie schön, dass du da bist!“ Oder: „Du bist wunderbar – wie gut, dass es dich gibt!“ Das würde mir ein Lächeln ins Gesicht zaubern, und der Bann wäre gebrochen. Ich würde den Tag meistern und mich abends zufrieden ins Bett legen.

Meist kommt sie nicht, diese Stimme. Dann bin ich umso trauriger und sehnsuchtsvoller. Und lasse mich erst langsam erlösen. Werde dann selbst zu meiner Stimme. Klopfe mir selbst auf die Schulter. Nehme mich selbst in den Arm. Bin nachsichtig mit mir.

Und werde mir nach und nach bewusst, wie viele Menschen mir jeden Tag sagen: „Wie schön, dass es dich gibt!“ Sie wählen nur andere Worte oder eine andere Sprache dafür. Eine Freundin bringt mir eine Blume vorbei. Meine Kinder kuscheln sich an mich. Mein Mann kocht mir mein Lieblingsessen.

Eins ist sicher: Wie schön, dass es dich gibt!!!!!